Dass Frauen älter werden, davon hatte ich gehört. Dass Frauen an meiner Seite ebenfalls älter werden, davon war nie die Rede. Und dann kehrt sie eines Tages vom Besuch bei ihrer Frauenärztin mit einem Hormonpflaster heim. Eine ganze Schachtel, samt Beipackzettel. Sie liest daraus vor. Ich weiss nicht so richtig, worum es dabei geht, und lasse es mir übersetzen.
"Hormone sind Popcorn für die Gebärmutter", erklärt sie aufgekratzt.
*
Als ich nach dem Frühstück den Kaffeesatz in meiner Tasse untersuche, entdecke ich zwei Drachen auf einem Berg. Könnten auch zwei Elche sein. Jedenfalls liegen sie im Clinch miteinander. Na, liegen nicht gerade.
*
"Du hast es im Kopf, aber nicht in der Hand", sagt sie, und nun reicht es. Ich steh auf und sage: "Dieser Satz muss festgehalten werden!" Ich suche mein neues teppichgrünes Notizbuch, das ich heut Nacht angebrochen habe. Das Dezembernotizbuch 2011.
Ich liebe es, neue Notizbücher anzubrechen. Den ersten Satz zu schreiben. "Was ist dein erster Satz?" fragt die Gräfin ab und zu, es interessiert sie. Ein neues Notizbuch ist jedes Mal ein neues Leben, ein Fest für eine krickelige Handschrift.
So.
"Du hast es im Kopf, aber nicht in der Hand", zitiere ich sie unter 2. Dezember 11.
*
Was war los?
"Du hast wieder vergessen, dem Hund das Halsband abzunehmen", beschwerte sie sich, als ich vom Spaziergang zurück war. Ich vergesse es jedes Mal. Ich denke einfach nicht daran. Ist ja auch keine große Sache, die Sache mit dem Hundehalsband, aber es sind ja nie die große Sachen, an denen sich Streit entzündet. Dafür geschehen große Sachen schon viel zu selten.
Nun ist das rote Hundehalsband an sich so justiert, dass es nicht besonders eng anliegt, doch Frau Moll hat am Hals reichlich dickes Fell, und daher wirkt es, als schneide das Band tief in ihren Pelz. Als leide der Hund Qualen. Als wäre ich ein Rabenherrchen. Das immerzu vergisst, das Halsband abzunehmen.
Manchmal liegt der Hund stundenlang mit dem Band am Hals unterm Schreibtisch und wärmt mir die Füße, bevor es mir auffällt. Nämlich dann, wenn ich mich das nächste Mal fürs Gassigehen parat mache und im Hausflur die Leine vom Haken nehme und das Halsband anlegen will, was dann nicht mehr nötig ist. Eine bequeme kleine Sache ist das mit der Vergesslichkeit. Eine Sache für Glumm.
(Große Sachen haben es so an sich, dass sie selten geschehen, kleine Sachen fallen durch den Rost. Da muss man sich schon vorsehen, dass am Ende überhaupt etwas übrig bleibt.)
Dabei hatte ich eben, als ich nach Hause kam, noch daran gedacht, dem Hund das Halsband abzunehmen. Ich hatte es mir fest vorgenommen. Doch kaum war ich in der Wohnung drin, war der Gedanke futsch. Ich kann machen, was ich will, ich vergesse jedes Mal, den Hund von seinem verdammten Halsband zu befreien.
"Ja, ja.. du hast es im Kopf, aber nicht in der Hand", sagt sie dazu. "Denk doch auch mal an den armen Hund." Fast ein bißchen feierlich sagt sie das. Fast ein bißchen vom Siegerpodest herunter.
Ich nehme den Stift in die Hand und denke: Ja, vonwegen, Schätzchen.
"Hormone sind Popcorn für die Gebärmutter", erklärt sie aufgekratzt.
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Als ich nach dem Frühstück den Kaffeesatz in meiner Tasse untersuche, entdecke ich zwei Drachen auf einem Berg. Könnten auch zwei Elche sein. Jedenfalls liegen sie im Clinch miteinander. Na, liegen nicht gerade.
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"Du hast es im Kopf, aber nicht in der Hand", sagt sie, und nun reicht es. Ich steh auf und sage: "Dieser Satz muss festgehalten werden!" Ich suche mein neues teppichgrünes Notizbuch, das ich heut Nacht angebrochen habe. Das Dezembernotizbuch 2011.
Ich liebe es, neue Notizbücher anzubrechen. Den ersten Satz zu schreiben. "Was ist dein erster Satz?" fragt die Gräfin ab und zu, es interessiert sie. Ein neues Notizbuch ist jedes Mal ein neues Leben, ein Fest für eine krickelige Handschrift.
So.
"Du hast es im Kopf, aber nicht in der Hand", zitiere ich sie unter 2. Dezember 11.
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Was war los?
"Du hast wieder vergessen, dem Hund das Halsband abzunehmen", beschwerte sie sich, als ich vom Spaziergang zurück war. Ich vergesse es jedes Mal. Ich denke einfach nicht daran. Ist ja auch keine große Sache, die Sache mit dem Hundehalsband, aber es sind ja nie die große Sachen, an denen sich Streit entzündet. Dafür geschehen große Sachen schon viel zu selten.
Nun ist das rote Hundehalsband an sich so justiert, dass es nicht besonders eng anliegt, doch Frau Moll hat am Hals reichlich dickes Fell, und daher wirkt es, als schneide das Band tief in ihren Pelz. Als leide der Hund Qualen. Als wäre ich ein Rabenherrchen. Das immerzu vergisst, das Halsband abzunehmen.
Manchmal liegt der Hund stundenlang mit dem Band am Hals unterm Schreibtisch und wärmt mir die Füße, bevor es mir auffällt. Nämlich dann, wenn ich mich das nächste Mal fürs Gassigehen parat mache und im Hausflur die Leine vom Haken nehme und das Halsband anlegen will, was dann nicht mehr nötig ist. Eine bequeme kleine Sache ist das mit der Vergesslichkeit. Eine Sache für Glumm.
(Große Sachen haben es so an sich, dass sie selten geschehen, kleine Sachen fallen durch den Rost. Da muss man sich schon vorsehen, dass am Ende überhaupt etwas übrig bleibt.)
Dabei hatte ich eben, als ich nach Hause kam, noch daran gedacht, dem Hund das Halsband abzunehmen. Ich hatte es mir fest vorgenommen. Doch kaum war ich in der Wohnung drin, war der Gedanke futsch. Ich kann machen, was ich will, ich vergesse jedes Mal, den Hund von seinem verdammten Halsband zu befreien.
"Ja, ja.. du hast es im Kopf, aber nicht in der Hand", sagt sie dazu. "Denk doch auch mal an den armen Hund." Fast ein bißchen feierlich sagt sie das. Fast ein bißchen vom Siegerpodest herunter.
Ich nehme den Stift in die Hand und denke: Ja, vonwegen, Schätzchen.