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Channel: Vom räudigen Leben, der Wucht & dem Nimbus
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Portugal I

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Beim späten Sonntags-Frühstück erzählt die Gräfin von einem Portugal-Urlaub in den frühen Achtzigerjahren. Sie waren zu dritt im Citroen CX unterwegs, eines dieser behäbigen Hydraulik-Schiffe, die fast völlig von der Strasse verschwunden sind. Die drei, das waren die Gräfin, ihre beste Freundin sowie ein Typ namens Hagemann.

Hagemann, der Name fällt gelegentlich, wenn die Gräfin von früher erzählt, als wir uns noch nicht kannten. Demnach war Hagemann ein langer und hagerer Typ, ein Kiffer vor dem Herren. Ein echtes Haschgetüm. Es durfte mit in Urlaub fahren, weil es mit der besten Freundin angebandelt hatte, während es mit der Gräfin nicht gut konnte.

Beziehungsweise andersherum.

"Du Blödmann studierst Völkerkunde, aber kommst nicht mal mit mir klar!" blaffte sie das Haschgetüm an, auf einer Rast irgendwo vor Lissabon.

Da war das Haschgetüm dermaßen vergrätzt, dass es sich weigerte, wieder in den Wagen einzusteigen..

"..solange diese italienische Krähe da drin läuft!"

Die Rede war von Gianna Nanini, von der die Gräfin damals eine einzige Cassette mitgenommen hatte, aber die dudelte sozusagen ununterbrochen.

".. aber natürlich war ich damit gemeint. Mit der italienischen Krähe.."

Während der vierzehn Tage Algarve wechselten die beiden Kontrahenten exakt drei Sätze miteinander, mit Umweg über die genervte Verbindungsstation beste Freundin, nämlich:

  1. "Sag dem Kerl, er soll endlich die Tüte rüberreichen, bevor die endgültig heiss geraucht ist!"

"Und weiter?" frag ich.

"Wie, weiter?"

"Das ist ein Satz", sag ich. "Du hast von drei Sätzen gesprochen."

"Nee, ein Satz, aber den drei Mal."


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