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Channel: Vom räudigen Leben, der Wucht & dem Nimbus
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Natürlich, Männer machen dumme Dinge mit ihrem Schwanz...

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15. Mai 1986

Was für eine Nacht. Um 24 Uhr hat sie angerufen und wollte eigentlich nur gute Nacht sagen, eine Stunde später kommt sie im grünen Simca vorgefahren und holt mich ab. Auf einen Kaffee in die Hütte nach Ohligs. Der Laden heißt wirklich so, Hütte, und gehört ihrem neuen Macker.

„Unsinn, die Hütte gehört ihm nicht, er hat sie nur gepachtet“, rückt Lina zurecht.

„Aber ein Kerl ist er schon, dein Chef, oder?“

Sie pfeift durch die Schneidezähne. „Aber hallo.“

Blöde Kuh. Wir sitzen eine Stunde rum in dem dunklen Schuppen, ich nehme noch zwei Bier, dann bringt sie mich wieder nach Hause. Sie will noch auf einen Sprung reinkommen, weil sie pissen muss, und bleibt bis halb fünf.

Wir sitzen zusammengekauert vorm Nachtstromspeicher in der Küche und sie tut mir die Klamotten rein, KLAMOTTEN DER WAHRHEIT. Dass sie es nicht mehr mitansehen könne, wie ich ohne Perspektive und ohne Knete und mich auf die Loyalität meiner Freunde verlassend in den Tag hineinlebe. Dass sie das früher an mir geliebt habe, meine lässige Art, „jetzt hängt es mir zum Hals raus! Und weißt du auch, warum? Weil nichts passiert in deinem Leben. Weil du immer ein kleiner Arsch bleiben wirst, wenn du dich nicht endlich aufraffst und irgendwas probierst!“

„Probieren? Was denn?!“

Sie wird zur Furie. „SOLL ICH DIR DAS ETWA AUCH NOCH SAGEN??!“

Dabei habe ich das nur gesagt, um sie zu provozieren, um dem Affen Zucker zu geben und um zu sehen, was mit einem Affen passiert, bei einer Überdosis Zucker. Wie ich mir das überhaupt vorstelle, meine Zukunft, so als größter Drückeberger der Welt, fragt sie mit all ihrer geballten nächtlichen Energie, und da muss ich passen. Da muss ich jedes Mal passen, wenn sie auf der Zukunft rumreitet. AUF MEINER ZUKUNFT. Zukunft, das ist wahrscheinlich das Denken über den Tag hinaus, doch ich bin immer nur verstrickt im Jetzt, im Transport: DAS JETZT IST IMMER TRANSPORT, treibe ich die Worte vor mir her, doch damit kann man ihr nicht kommen, damit punkte ich nicht, nicht bei ihr.

Ich lege noch einen drauf und sage, dass man keine Zukunft nötig habe, bloß die Gegenwart, “die macht genug Rückenwind, wenn man sie nah genug heranlässt.”

“Ach, du immer mit deinen... Sätzen!”

Sie schleudert meine Worte in einer schnellen Geste über ihre Schulter, wie ein Gläschen Wodka, das man leergesoffen hat, weg damit. Außerdem sei ihr etwas aufgefallen, sagt sie, nämlich dass ich beim Schreiben niemals ein Semikolon setzen würde.

„So ein Ding, weniger als ein Punkt und mehr als ein Komma, das Zeichen, das signalisieren soll, Leser! Jetzt kommt etwas Neues, in Anlehnung an das Alte, oder so ähnlich.“

Und dass ich immer ihr Traummann war, so vom Charakter her, als Mann, und dass ich der auch bleiben werde..., wenn ich doch nur endlich was auf die Reihe kriegen würde und für mich selbst sorgen könnte. Nein, sie will weg, sie hat die Nase voll. Ich hindere sie an ihrer Entwicklung. Sie ist einundzwanzig und will andere Männer ausprobieren. Verständlich sogar, wäre nicht ich der Angeschmierte in der ganzen Geschichte. Ist doch klar, würde ich sonst sagen. Muss doch. Geh deinen Weg.

Sie ist noch nicht fertig. Dass es ja wohl ein Armutszeugnis darstelle, dass ich mit 25 noch jeden Monat Geld von meinen Eltern kriege, um die Miete aufbringen zu können, und dass ich das doch hätten kommen sehen müssen, dass sie sich von mir abseilt nach all den Jahren, wenn ich ihr keine Zukunft biete.

Heute Mittag, ich bin bei meinen Eltern drüben, habe ich dann bei ihr angerufen und gemeint, dass sie natürlich Recht habe von wegen faules Schwein und so, aber ob wir nicht doch irgendwie zusammenbleiben könnten. Lacht sie: Doch klar kommen wir wieder zusammen, aber lass uns nichts überstürzen. Außerdem willst du dir ja doch nur eine Absicherung holen, ich kenne dich doch. Du sollst dich jetzt aber ganz alleine auf dich verlassen, ohne mich.

„Mach was draus.“

Gut, okay, sag ich. Aber was ich nicht einordnen kann ist die Tatsache, dass wir uns kaum noch küssen, dass Sex keinen Spaß mehr gemacht hat in letzter Zeit und so Sachen, aber da gibt sie keine befriedigende Antwort drauf, eigentlich gar keine Antwort, und ich habe sowieso das Gefühl, dass das wichtigste unausgesprochen bleibt. Auch wenn ich selbst nicht weiß, was das sein sollte, das wichtigste. Während wir telefonieren, liegt die dicke Samstagsausgabe der Lokalzeitung aufgeschlagen vor mir, die Stellenangebote.

(Männl. Aushilfe/vormittags 813058)



18. Mai 86

Wenn ich bloß wüsste, wie die Kleine heißt, die hier übernachtet hat. Anja..? Braver Name für eine abgewichste Nummer. Die Sache im Bett beschränkte sich gleich aufs wesentliche. Keine Küsse, kein Abtasten. Ich lutsche an ihren dicken Titten, sie greift nach meinem Schwanz. Ich lege eine Cassette mit Soul-Balladen auf. Womack and Womack. Ich höre es mir an, während sie an mir rumnuckelt. Erst wollte ich mein Ding noch waschen, weil sich da im Laufe eines Kneipentages eine Menge ansammelt, aber da war es schon zu spät, da war ich schon in ihrem Mund. Freitagnacht, und der Stolz geht den Bach runter. Nicht mal baden geht der Stolz. Nur den Bach. Runter. Ich lege meinen Kopf zwischen ihre Schenkel und schaue zu, wie sie es sich selbst macht. Das ist das Beste, was du tun kannst, Mädchen. Es dir selbst besorgen. Ich bin viel zu betrunken, um außer Blasen Sex zu spielen. Den Finger in ihrer Arschritze. Ich lecke sie, feure sie an, spritze ihr übers Gesicht.

Und dann, im finstersten Teil der Nacht, fängt sie an zu schnarchen. SCHNARCHEN! Das macht mich wahnsinnig. Ich werde wach, sie schnarcht. Möglicherweise hat sie vorher schon geschnarcht, ich weiß nicht, da habe ich geschlafen, da juckt mich das Geschnarche nicht. Aber jetzt bin ich wach und neben mir schnauft und ackert ein alter Traktor. Ich remple sie an, bis sie endlich Ruhe gibt. Während sie ruhig weiterschläft, führe ich ihre Hand an meinen Sack.

Am Morgen hänge ich ihr gleich wieder an den Titten. Sie bläst gut. Diesmal spritz ich mir selbst über den Bauch. Ich erkläre ihr den Fußweg in die Stadt.

„Mach’s gut.“

Sie grinst zum Abschied, als ich ihr vom Fenster aus nachschaue. Aber meine Augen werden schlechter. Vielleicht ist das gar kein Grinsen, sondern was anderes. Vielleicht kotzt sie im Gehen. Mittags gehe ich rüber zu meinen Eltern. Es gibt Rindsgulasch. Mutter macht ein göttliches Rindsgulasch.

Natürlich, Männer machen dumme Dinge mit ihrem Schwanz, aber wenn Frauen einen Schwanz hätten, sie würden ungefähr das Gleiche tun - jede Wette.

(Ich weiß nicht, wie es in zwanzig Jahren sein wird, aber ein 25jähriger Mann, der mit einer Morgenlatte wach wird, hat das Gefühl, auf einem Motorboot loszureiten, kaum dass er die Augen aufschlägt..)

(Als die Gräfin zum ersten Mal ein erigiertes Glied sah, hielt sie es für ein inneres Organ, das sich verlaufen hat.)

Als ich das erste Mal ein erigiertes Glied sah, war ich acht oder neun. Wir spielten Ende der Sechzigerjahre gern auf den zahllosen Baustellen der Hasseldelle, wo eine Hochhaussiedlung entstand, eingerahmt von Bungalows und Reihenhäusern. All die Rohbauten gaben großartige Spielplätze ab. Nichts ist spannender als kaputte Leitern und Gummiwannen voller Mörtel. Und urplötzlich liegt

Dieter Rillenhauer splitternackt im Kellerschacht und strahlt uns an, mit einem riesigen erigierten schneeweißen Glied. Jedenfalls kam es mir damals riesig vor, obwohl das kaum sein kann, denn Dieter Rupp war genauso alt wie ich, aber früher reif. Ich für meinen Teil kannte das jedenfalls noch nicht, eine Latte. Ich hatte das an mir noch nicht gespürt.
Wer über das männliche Genital schreibt, hat ein Problem:

Nenn ich es Pimmel oder Latte, Rohr oder Schwanz, Lümmel, Penis oder Riemen, medizinisch oder Schweinkram, es bleibt eine schwierige Entscheidung – bis auf den Fall von Dieter Rupp, 1969, nackig im Neubauschacht an der Hasseldelle, da war die Sache sonnenklar. Was uns da anblitzte im Frühlingslicht, war ein eins a schneeweißes Glied, durchzogen von blauen Adern und erstaunlich stramm für sein Alter und ohne ein einziges Haar am Sack.

Dieter ist schon lange verheiratet, hat zwei Kinder, arbeitet bei der Stadt. Neulich haben wir uns kurz unterhalten, der übliche Mist, wie teuer und doof alles geworden ist, aber innerlich habe ich den Hut gezogen, aus Respekt, ja, aus Ehrerbietung für den ersten weißen Hai, der mir je über den Weg gelaufen ist, live und in Technicolor

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