Großes Hallo Richtung Lohhausen, zum Flughafen.
"Luise, meine zwölftbeste Freundin! Wie isses? Haste Röckchen dabei?"
"Zwei, Edith-Schatz, zwei. Eins mit Rüschen, eins mit Schlitz."
"Na dann Prösterchen! Dann kanns ja losgehen."
Während Urlauberinnen auf ihren Koffern saßen und den bevorstehenden Mallorca-Urlaub begossen, blieb mir nichts anderes übrig, ich musste am Bahnhof Ohligs raus. Es war Spätsommer. Grauer wolkenverhangener Himmel, regnerisch. Aber nach Mallorca hätte ich auch nicht gewollt. Um Gottes Willen. Dann schon lieber eine Maßnahme vom Arbeitsamt.
Im stillgelegten Trakt einer alten Schule begann eine 6-monatige Maßnahme des Job-Centers, zur Stabilisierung der Beschäftigungssuche. Schöne Überschrift für sechs Monate am Rechner sitzen. Hätte man das Kind beim Namen genannt, es hätte Sechs Monate raus aus der Statistik heissen müssen.
Ich hatte noch ein bisschen Zeit und nahm im Bahnhofscafe einen Kaffee. Ich sah aus dem Fenster und entdeckte die knorrige Visage von Pauli auf dem Bahnhofsvorplatz. Ich ging hinaus, den vollen Pappbecher in der Hand.
"Lang nicht gesehen, Pauli", sagte ich.
Er beschwerte sich darüber, dass er drei Monate im offenen Vollzug abgesessen habe, wegen einer nicht bezahlten Geldstrafe, aber niemand in der Szene hätte seine Abwesenheit bemerkt.
"Ich bin schwer enttäuscht!"
Der Schelm. Pauli war der Heinz Erhardt der Trinker vom Bahnhof. Ich kannte ihn noch aus längst vergangenen Haus der Jugend-Tagen, wo er gesoffen hatte wie ein Loch, er hatte sich in all den Jahren kaum verändert. Ausser dass er mittlerweile die Billig-Variante von Jägermeister bevorzugte, Gold-Förster oder Försters Gold oder was weiss ich. Das Klauen von Spirituosen im gut sortierten Einzelhandel oder in Discountermärkten, "scheissegal", lief bei ihm unter der Etüde Fingerübung. Immer noch, klar.
Sprach er und tauchte ab in die Fußgängerzone. Ich blickte ihm nach und dachte, dass es unter meinen Bekannten auffallend viele Arbeitslose, Kleinkriminelle und arbeitslose Kleinkriminelle gab, aber auch, und die waren weitaus in der Überzahl, ganz normale Junkies ohne Job und Perspektive.
Ha Ha!
Ich musste los. Es wurde Zeit.
*
Irgendjemand