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Channel: Vom räudigen Leben, der Wucht & dem Nimbus
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Birdland, Bahnhof

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Mein Schwager, passionierter Läufer und Radfahrer, möchte im nächsten Leben gerne Zugvogel werden, weil man sich da immer im selben Rhythmus bewegt, wie er sagt. Ich frage mich, ob ich überhaupt fliegen würde, wäre ich demnächst ein Vogel. Aber eins würde ich ganz sicher tun: hoch oben über den Dachfirst spazieren.





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Vor Ort sein und das Beste aus einer Situation rausholen, egal wo man sich gerade befindet, auch am Bahnsteig unter Hunderten von Leuten. Mir fallen zwei junge FC-Fans in voller Kutte auf, mit meterlangem Schal, die Spaß miteinander haben, und sofort leite ich das Täuschungsmanöver ein. Ich baue mich in ihrer Nähe vor dem Fahrplan auf und gebe vor, irgendwelche Abfahrtzeiten zu notieren. Ich kann eine ziemlich linke Kimme sein, wenn mir Informationen aus der Wirklichkeit zugespielt werden, von nebenan. Wenn ich meine Fahrplanfresse auflege, mein zugebautes Intrigengesicht, damit komme ich noch immer durch, damit notiere ich Abfahrtszeiten von Zügen, die ohne mich abfahren, damit luchse ich Originalton ab. Damit wird hingehört.

Ein Nachholspiel gegen Mainz steht auf dem Programm, höre ich. Und dass es eine krasse Klopperei gab, beim letzten Auswärtskick.

".. aber die Muschi hab ich noch voll weggehauen, ich schwöre, hier, hat das geknackt. Dem seine Fresse war so kaputt, man konnte gar nicht mehr erkennen, wer das war. Und am nächsten Morgen will ich meine Sneakers anziehen, stecken da seine Zähne drin."

"Nee, oder!"

"Ich schwöre! Zwei Zähne von der Muschi, die ich platt getreten hab, stecken vorn in meinem Turnschuh, wie so weisse Pfosten an der Strasse."

Alter. Ich kann mir nicht helfen, aber ich muss laut auflachen am Bahnsteig Richtung Köln, Dienstagmittags, als ich lustige Abfahrtszeiten notiere.

Oder war das Ernst.

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