
Flugbegleiterin Natalie, für die Lufthansa weltweit im Einsatz, bringt aus Quebec einen solchen Killerhusten mit, trotz sommerlicher Temperaturen läuft sie mit einem Schiffstau von Schal durch die Gegend, sie krächzt und schnieft und röchelt in einem fort.
"Mann, bist du fertig", sag ich.
"Ja, bin ich auch - danke vielmals. Aber ich dumme Kuh feiere ja nicht krank, nee, natürlich nicht, unsere Natalie doch nicht, neieiein, unsere Natalie feiert nicht krank.."
In der Regel setzt sie am Ende eines Satzes einen selbstironischen kleinen Kiekser drauf, doch der Infekt macht daraus eine Art Seehund-Gebell, und ich muss aufllachen. Und das bei Natalie, die sich per se ständig auf den Schlips getreten fühlt, auch wenn sie genau diesen Anschein unbedingt vermeiden möchte. Nein, sie möchte eine weltoffene, immer noch attraktive Stewardess Mitte Vierzig sein, zu der man ruhig Stewardess sagen darf statt Flugbegleiterin oder Flight Attendant.
Aber nicht.. Mittvierzigerin.
Mittvierzigerin ist für Mittvierzigerinnen das verbotene Wort. Mittvierzigerin, das heißt: du hast nur noch einen halben Meter, dann beginnt das Abstellgleis, die Runzel-Hallen, die Gesichtschirurgie.
Möchtest du eine Mittvierzigerin zum Feind haben, du weißt, was du zu sagen hast.
Tatsächlich kann ich es bestätigen, Mitte Vierzig ist die Wende. Wenn man Dreißig wird, denkt man eine Weile, jetzt wirst du alt, das war's, doch dann geschieht lange Zeit: nichts. Man bleibt auf unbestimmte Zeit Ende Zwanzig. Und wenn man vierzig wirst, wiederholt sich das Phänomen. Man bleibt irgendwo in den Dreißigern stecken, es fühlt sich gar nicht so schlimm an wie befürchtet. Doch wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet, trifft es einen umso härter: zum 46. Geburtstag, Mit 46 wird man plötzlich wach und ist: 50. Ein altes Tier, das sich zum Sterben in die Ecke verziehen möchte.