
Dieser feuerrote Mini-Moment Kindheit, wenn man in der Gosse eine Rolle Knallplättchen findet. Sofort gebückt und danach gegriffen, daran geschnuppert: eine längst vergessene Schwefelmusik.. und alles abgeknallt, die ganze Rolle.
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„Bei allem, was du tust, hat man das Gefühl, du tust es nebenbei. Bei dir läuft irgendwie alles nebenbei. Selbst, wenn du krank bist, nimmst du es nur nebenbei wahr. Du bist der nebenbeiste Mensch, den es gibt.“
– Die Gräfin –
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Wo sucht man Hilfe? Da, wo man herkommt.
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„Man ist ja eigentlich nur das Produkt all der Menschen, mit denen man sich umgibt und je umgeben hat.“
„Mh, ja. Und all der Menschen, mit denen man sich nicht umgibt und nie umgeben hat.“
„Den vor allen Dingen. Klar.“
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Wenn man den Fuß schon in der Tür hat, und die Tür wird dennoch zugeschlagen, das tut weh.
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Auf der eigenen Scheiße hocken die meisten Fliegen.
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Da im Leben alles mit allem zusammenhängt und das eine ohne das andere schlichtweg nicht möglich ist, beginnt das größte Schlamassel, in das ich je reingeraten bin, mit meiner Geburt. Ich war ein Wunschkind. Wunschkinder entwickeln sich selten nach Wunsch. Die Eltern können schon froh sein, wenn es sich dabei überhaupt um ein Kind handelt.
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Der Handlauf am Einkaufswagen stinkt nach billigem Rasierwasser, das sich Typen ins Gesicht klatschen, die im Cabrio knochenlaut „Sie liebt den DJ“ hören und Deutschland total modern finden.
WO KANN ICH MIR HIER DIE HÄNDE WASCHEN?? tröte ich durch den Discounter wie ein mauretanischer Marktbulle. SCHNELL! DESINFIZIEREN!
Ich pack keine verdammte Supermarktkarre mehr an.
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Mein Vater, schwerhörig, hatte drei verschiedene Wecker um sein Bett gruppiert. Ein Wecker zeigte fünf vor 7, der zweite zehn vor 7, der dritte viertel vor 7.
„Das ist Demokratie“, erklärte er.
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Verschiedene Leute in meiner Umgebung, die sich zuvor nicht kannten, haben sich unabhängig voneinander und zur gleichen Zeit eine französische Bulldogge zugelegt. Das erklärt auch, warum mir diese Hunde neuerdings dauernd über den Weg laufen.
Gerade erst hat Frau Moll eine französische Bulldogge angerempelt, schon kommt uns am Sportplatz das nächste Exemplar entgegen, das genauso aussieht, mit kleinen knackigen Eiern. Keinen Hacken Unterschied. Bis auf die Namen. Einer heißt Zeus, einer Jerry, der dritte Stu. Alles Rüden aus demselben Wurf, plus Kimba, der einzigen Hündin, die mit ihren knapp zwölf Monaten schon trächtig ist und die nächste Ladung kurzatmiger, nasenloser Krächzer vorbereitet.
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„Mutti, schau mal da vorn! Die Frau weint Butter!“
„Psst, Kindchen.. Das sind reiche Leute.“
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Menschen, die immer nur gut dastehen wollen, sind mir suspekt. Jeder Mensch hat dunkle Seiten, mehr dunkle als helle. Ohne dunkles Geheimnis bleibt die Seele Albino.
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„Schon mal auf Entzug Durchfall gehabt?“ fragt der Bienenkönig. „Das ist kein Durchfall mehr, das ist hektisches Breischießen.“
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„Wir alle würden bessere Menschen sein, wenn wir offiziell böse sein dürften. Der Gipfel der Verlogenheit ist die katholische Kirche. Schreibt sich Reinheit auf die Fahne und mißbraucht kleine Jungs. Sollen die Leute lieber aufrecht böse sein dürfen und nichts unterdrücken, mal gucken, ob es dann nicht besser wird in der Welt.“
– Die Gräfin –